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Aus Holzspänen wird umweltfreundlicher Brennstoff
RUF Brikettierpresse verschafft der Firma Ortinger zusätzliche Einnahmen
Wenn Holzbohlen zu Rundstäben für Flaggen, Schaschlikspießen und vielen weiteren Produkten verarbeitet werden, fallen zahlreiche Späne an. Statt sie als Abfall entsorgen zu lassen, presst der Holzverarbeiter Ortinger sie zu Briketts, die er als Brennstoff verkauft. So hat er für sich eine weitere wesentliche Einnahmequelle erschlossen. Seine RUF Brikettierpresse hat sich vom ersten Tag an gerechnet.
Der im Bayerischen Wald ansässige Holzverarbeiter Ortinger e.K. ist auf Hartholzrundstäbe von drei bis 80 mm Durchmesser spezialisiert. Sie dienen als Schaschlikspieße, Mikado-Stäbchen und für Bastelzwecke genauso wie als Fahnenstangen und Treppengeländer. Darüber hinaus produziert Ortinger rechteckige sowie andere Profile und übernimmt bei Bedarf weitere Bearbeitungsschritte wie etwa das Lackieren.
Obwohl in skandinavischen Ländern wie Finnland und Norwegen die Holzindustrie zuhause ist, gelingt es dem niederbayerischen Unternehmen regelmäßig, dorthin zu exportieren. Die Gründe dafür werden schnell offensichtlich, wenn Tobias Mayerhofer, der das mittelständische Unternehmen in vierter Generation leitet, durch seinen Betrieb führt: Ortinger arbeitet sehr flexibel, mit hoher Qualität und äußerst effizient.
Doch die Familie Mayerhofer überzeugt nicht nur durch umfangreiches Know-how in der Holzverarbeitung – sie hat auch schon früh bewiesen, wie man in punkto Ökologie und Ökonomie eine Win-Win-Situationen erreichen kann. 1994 investiert der Familienbetrieb in seine erste RUF Brikettierpresse, die aus den Spänen und Stäuben, die bei der Produktion anfallen, wertvollen und CO2-neutralen Brennstoff produziert.
Zuvor hatte man die Produktionsabfälle bereits genutzt, um damit eine Späneheizung zu betreiben. Aber mit dem Wachstum der Produktion war schnell der Punkt erreicht, an dem die Heizung bei weitem nicht so viel Material verbrauchte, wie tatsächlich anfiel. Um die überschüssigen Mengen zu entsorgen, wurde regelmäßig das Spänesilo leergesaugt und das Material von einem Dienstleister an Spanplattenwerke geliefert. „Anfangs haben wir dafür noch ein wenig Geld bekommen, später mussten wir zahlen“, erinnert sich Tobias Mayerhofer. Zudem sei der Abtransport immer mit Unmengen umherfliegender Späne und Schleifstaub verbunden gewesen.
Die Firma Ortinger e.K. ...
… ist ein Familienunternehmen, das mit aktuell 35 Mitarbeitern Holzprofilleisten, insbesondere Holzrundstäbe und Rechteckleisten produziert. Ausgeliefert werden sie roh, geschliffen, geölt, gebeizt oder in Möbelqualität transparent lackiert. Die Erzeugnisse werden im Innenausbau, in der Möbelindustrie, im Messebau, zur Fassadengestaltung, in der Lebensmittelbranche und der Spielzeugindustrie, als Fahnenzubehör und Bastelbedarf eingesetzt und teils von Baumärkten verkauft. Der Schwerpunkt liegt auf Rundstäben von drei bis 80 mm Durchmesser, die automatisiert auf Rundstabfräsmaschinen hergestellt werden.
Seit der Gründung vor fast 100 Jahren hat Ortinger e.K. seinen Sitz in Hinterschmiding, in Bayerns östlichstem Landkreis Grafung-Freyenau. Etwa zwei Drittel der Produktion setzt das Unternehmen in Deutschland ab. Darüber hinaus gehen die Erzeugnisse nach Frankreich, in die Benelux-Länder, nach Polen, Tschechien sowie bis nach Finnland und Norwegen.
Die erste Presse läuft seit über 20 Jahren
Die Brikettierpresse vom Typ RUF 100 veränderte die Situation schlagartig. Die Späne bleiben seither in einem geschlossenen System. Aus dem Silo wird ein Teil der Späne der Heizung zugeführt. Die restlichen Späne werden direkt in den Trichter der Brikettieranlage gefördert. Übrig bleiben – neben der Wärme für den Betrieb – nur noch die Holzbriketts, die als Brennstoff verkauft werden.
Die 1994 angeschaffte RUF 100 arbeitet auch heute noch – allerdings in einem österreichischen Betrieb. Dorthin verkaufte Mayerhofer 2011 die Anlage, als sie für das eigene Unternehmen zu klein geworden war. „Damals haben wir einen kräftigen Umsatzsprung geschafft. Damit wuchsen die Spänemengen so stark, dass wir zusätzliche Kapazitäten für die Brikettierung benötigten“, berichtet der Unternehmer.
Nach den guten Erfahrungen mit der RUF 100 war für Mayerhofer klar, dass er auch seine neue Anlage bei dem Zaisertshofener Brikettierspezialisten kaufen würde. „Andere Angebote haben wir gar nicht erst eingeholt. Zumal meine Kunden ausschließlich RUF Briketts möchten, weil sie deren Qualität sehr schätzen“, betont Mayerhofer.
Fünf Holzverarbeiter in der Region setzen auf RUF Anlagen
Auch seine Unternehmerkollegen in der Umgebung hört Mayerhofer nur positiv über die RUF Anlagen sprechen. „Alle Holzverarbeiter bei uns im Umkreis haben eine oder zwei RUF Pressen und sind damit sehr zufrieden“, berichtet der Betriebsbesitzer. Die Firma Ortinger eingeschlossen sind es fünf Unternehmen im Landkreis Freyung-Grafenau, die insgesamt acht RUF Brikettierpressen betreiben.
Mit der 2011 in Betrieb genommenen RUF 400 produziert Ortinger pro Jahr aus rund 5.000 m3 Spänen durchschnittlich 700 Tonnen Holzbriketts. Dass die Anlage sich schnell rentieren würde, war von Anfang an klar. Auf Basis der bei Ortinger anfallenden Mengen und der Verkaufspreise für die Briketts errechnete sich eine Amortisationszeit von eineinhalb Jahren. Marktbeobachtungen von RUF zeigen, dass sich in den vergangenen Jahren Brikettpreise von 130 bis 150 Euro pro Tonne erzielen ließen.
Der 22 kW starke Motor der RUF 400 komprimiert die Späne mit einem spezifischen Pressdruck von 1700 kg/cm2 Unter diesem hohen Druck bleiben die Briketts zuverlässig in Form, ohne dass Zusatzstoffe benötigt werden. Die Anlage produziert Briketts mit einem Querschnitt von 150x60 mm, das Gewicht beträgt im Mittel 830 g.
Heizwert ist ähnlich hoch wie bei Braunkohle
Den Kunden bieten die Holzbriketts einen hohen Brennwert. Denn durch das Pressen steigt die Dichte auf rund 1 kg/dm3 und beträgt damit deutlich mehr als die Dichte von Baumstämmen. Da die Firma Ortinger ohnehin nur sehr trockenes Holz – fast ausschließlich Buche – verarbeitet, beträgt der Feuchtigkeitsgehalt zehn Prozent oder weniger. Im Ergebnis resultiert aus alldem ein Brennwert, der mit rund 5 kWh/kg nur unwesentlich unter dem von Braunkohlebriketts liegt (5,6 kWh/kg). Die von Ortinger erzeugten Hartholzbriketts bieten zudem den Vorteil, die Wärme anhaltend und gleichmäßig abzugeben, da sich die Glut langsam durch das Holz zieht. Die Brikettierung läuft im Betrieb von Tobias Mayerhofer fast vollautomatisch. Alle seine rund 30 Bearbeitungsmaschinen sind an eine zentrale Absauganlage angeschlossen. Sie transportiert Säge- und Frässpäne sowie Schleifstaub in einen im Außenbereich aufgestellten Spänebunker mit mehr als 200 m3 Fassungsvermögen. Späneheizung und Brikettieranlage befinden sich unter dem Spänebunker
Sowohl im Sammeltrichter der Heizung wie auch der Presse befinden sich optische Sensoren, die registrieren, ob noch genügend Späne vorhanden sind. Fehlt Material, fordern die Systeme aus dem Spänebunker Nachschub an. Ein kratzbodenähnliches System befördert dann Späne aus dem Silo zu Heizung und/oder Brikettierpresse.
Priorität liegt dabei auf der Heizung, um die Wärmeversorgung sicherzustellen. Dabei ist derzeit noch ein manueller Eingriff erforderlich: Tobias Mayerhofer wirft meist im Laufe des Nachmittags einen Blick in den Bunker. Reicht der Spänevorrat für Heizung und Brikettierung aus, schaltet er die Presse an. Andernfalls wird nur die Heizung versorgt. In Hochzeiten der Produktion fallen aus der laufenden Produktion allerdings so viele Späne an, dass sowohl die Heizung als auch die Brikettierpresse rund um die Uhr arbeiten. Auch das Einschalten soll in Kürze automatisiert werden: Ein Füllstandssensor im Silo liefert dann die Information, ob genügend Späne für den parallelen Betrieb von Heizung und Brikettierung vorhanden sind.
Briketts bleiben in der Region und schonen die Umwelt
Vollständig manuell erfolgt in einem separaten Raum das Abpacken der fertigen Briketts in 25-kg-Gebinde. Für den Einsatz bei Ortinger wurden die beiden Auslaufschienen der Brikettierpresse deutlich verlängert. Sie reichen nun in ein höher gelegenes Gebäude, wo die fertigen Briketts auf eine schiefe Ebene fallen. Von dort rutschen sie bis zu einem Mitarbeiter, der durchschnittlich 30 der gut 800 Gramm schweren Briketts in Folie verpackt und die Gebinde auf einer Palette stapelt.
Bei den Abnehmern handelt es sich größtenteils um lokale Brennstoffhändler, die mit den Briketts ihre Kunden in der Region versorgen. Privatkunden vor Ort nehmen kleinere Mengen ab. Durch die kurzen Wege ist gewährleistet, dass auch der Transport die gute Umweltbilanz der Briketts nicht trübt.